Sonntag, 3. Februar 2008

Mein Schutzengel

Der Wahn geht weiter...

09.01.2008

,, Er hat mich heute Nacht wieder besucht...

Er kam wieder die vergangene Nacht...

Er setzte sich ans Fußende meines Bettes und streckte seine Hand nach meinem nackten Oberarm aus, um ihn sacht zu streicheln.

Es kam einer flüchtigen Berührung mit einigen Haaren auf der Haut gleich, so zärtlich war er.

Doch mir behagte diese Berührung nicht und unwirsch schob ich seine Hand von mir und barg meinen Arm schon fast hilfesuchend unter der Bettdecke.

Bei dieser Geste lächelte er mich an, mit seinen schneeweißen Zähnen, die jedoch nicht spitz waren.
Allerdings strahlen sie etwas Bedrohliches aus und ich weiß, dieser Mann ist weit stärker, mächtiger als alles was ich kenne.

Dieser große, bleiche Mann, dessen schlanke, athletische Figur hinter einem schwarzen Mantel versteckt bleibt.

Dieser Mann, dessen Augen ich nie sah und nie sehen werde, die glatten, zerrupft wirkenden, etwas über die Schulterblätter reichenden schwarzen Haare verbergen sie geschickt.

Dieser Mann mit der unglaublichen Aura und den schneeweißen, leuchtenden Zähnen.

Und tatsächlich, als er verschwunden ist, erscheint in meinem Lacken und meinem Bettvorhang der Abdruck von ihm, wie er da gesessen hatte.

Ehrfürchtig fast, glaube ich in ihm eine Art Schutzengel zu sehen.

Denn in dieser Nacht errettete er mich mit seinem Auftauchen aus einem grauenvollen Alptraum.

Dafür danke ich ihm.

~

Es ist nicht das erste Mal, dass er mir begegnet.

Einst saß er des Nächtens auf meinem Sessel, nah bei mir, blickte in die schier unendlichen tiefen der Dunkelheit und auch diesmal lächelte er.

Regungslos.

Ich glaube immer ein hämisches Glitzern um seine Augenpartie wahrzunehmen, doch dort befindet sich nichts als Schwärze.

Als würde ein Schatten darum liegen oder darüber.

An seinem Lächeln erkenne ich nichts, doch seine hellen, weißen Zähne sehe ich immer.
Ich glaubte damals wirklich einen fast arroganten Ausdruck in seinen ebenmäßigen Zügen auszumachen.

Ich weiß weder ob er mir Gutes oder Böses will.

Weshalb ich ihn sehe, oder nicht sehe und doch seine Anwesendheit spüre.

Ich sehe ihn in jedem Schatten

Immer.

Egal wo ich bin.

Ich liebe ihn nicht, doch ich würde ihn so gerne mein Eigen nennen.

Meinen Geliebten.

Ein höheres Wesen wie ihn.

Ist er es der mir mein Gewissen nimmt?
Der mir das Leben leichter macht?

Und mich damit furchteinflößender denn je?

Ist er vielleicht gar ein Fluch oder derartiges?
Ob er ein Geist, ein Heiliger oder ein Dämon ist vermag ich nicht zu sagen.

Vermochte ich damals nicht...

Als er mir das nächste Mal gegenüber tritt, habe ich sogar die Webcam mit Till laufen.

Ich sehe einen Schatten aus den Augenwinkeln und unwillkürlich drehe ich den Kopf – und starre genau auf den Solarplexus und die Magengegend des Mannes.

Er blickt ernst, zumindest sagt das sein versteinertes Gesicht.

Sein Mantel ist im Gegensatz zu seinen Haaren in tadellosem Zustand.

Er ist nicht aus Court oder Jeansstoff.

Es ist etwas dazwischen, ich kenne es nicht.

Ich frage mein Gegenüber in der Webcam ob gerade etwas neben mir gestanden habe, denn so plötzlich wie er auftauchte verschwand er auch wieder.

Nach einer verneinten Antwort fühle ich mich etwas sicherer.

Doch lange soll es nicht so bleiben.

An diesem Abend erscheint er oft.

Nein, in dieser Nacht ist er oft bei mir, immer dieselbe Position eines Leibwächters mimend.

Mein eigener Schutzengel.

Und etwas beunruhigt ihn.

Doch ich fühle mich nun auch sicherer auf den dunklen Straßen des Nachts.

Ich habe einen Wächter.

Ich spüre seine Anwesendheit obwohl er nicht präsent sein dürfte.

Er riecht nicht.
Er duftet auch nicht.
Aber ich spüre er ist da, immer.

Ich bin nicht mehr alleine.

Mir erscheinen dieser Tage zu viele unergründliche Kreaturen, als dass ich sie als gutmütig abtun kann.

Eine schwarze Kreatur, sie gleicht einer Made oder einem extrem langen, extrem dicken Wurm, windet sich um meine Füße, Waden, Knöchel und zieht weiter, als sei ich kein Hindernis.

Mir wird in solchen Momenten immer kalt und ich spüre zarte Hände auf meinen Schultern, im Nacken, sich um den Hals schließend.

Es ist nicht wie der normale Klos im Hals.

Es ist ein Druck der mich zu töten vermag.

Sie hat mich verstört, diese Frau.

Seit ihr glaube ich an ein Paralleluniversum.

Und seit ihr, kann ich kaum mehr zur Ruhe kommen.

Ein Segen oder ein Fluch?

Werde ich eines Tages an seiner Seite sein können als Beschützer einer Seele?
Erträumt sich diese Welt nur ein anderer?
Gibt es uns wirklich?
Nimmt man uns so wenig wahr, wie wir Geister wahrnehmen können?
Die wenigen die es vermögen, oder dies zumindest glauben, werden für verrückt erklärt.

Ist mein Bewacher ein solcher Mensch der Kontakt zu einem von uns sucht und sich meiner annimmt?
Sind wir für Wesen wie ihn auch nur ein unscheinbares Paralleluniversum?
Gibt es mehr von ihm und wir kennen sie nicht?
Und warum sehe ich seine Augen nie?
Er ist kein Mensch.

Er hat diese andere Aura.

Und ihn einen Engel zu nennen ist eigentlich eine Beleidigung.

Was verbergen seine ungepflegten Haare vor mir?

Welches Geheimnis?
Wovor hat er Angst?

Was glaubt er zu verlieren wenn er mir seine Augen offenbart?

Werde ich ihn trotz allem mein ganzes Leben suchen nur um ihn eines Tages als meinen Geliebten bezeichnen zu können?
Ich sehe ihn – Überall

In jeder Ecke, Gasse, in jedem Schatten jeder Grube und kurz im Spiegel.

Wer bist du?

Ich bin froh, dass ich ihn um mich weiß.

Zugleich ist es ein ungeheurer Schock sobald ich ihn sehe.

Ich erschrak heute dank ihm ca. 5 Mal.

Und ich würde mir wünschen ihn noch zu spüren, aber nicht mehr sehen zu müssen...

Sobald er verschwindet werden meine Gedanken langsam, zähflüssig wie Honig.

Mein Gehirn arbeitet immer langsamer.

Und wenn er dann fort ist muss ich kämpfen um die Erinnerung an ihn zu halten.

Denn mit ihm geht auch sie.

Hand in Hand.

Und meistens erinnere ich mich seiner erst wieder bei der nächsten Begegnung doch für heute war es zu viel.

Was ihn beunruhigt weiß ich nicht.

Und ich möchte es nicht wissen.

Aber ich will diese wunderbare Person und ihre Sicherheit auf keinen Fall verlieren oder aufgeben müssen.

Um ihn würde ich kämpfen und mir ist nicht einmal klar wieso ich zu diesem Schritt bereit wäre...“

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